Technische Inspektion
Wartung und Filterwechsel bei Lüftungsanlagen werden oftmals vernachlässigt. Zur Aufrechterhaltung von Hygiene, Funktion und Qualität müssen Lüftungsanlagen regelmäßig gewartet und inspiziert werden. Die Art und Häufigkeit hängen von individuellen Randbedingungen wie Sauberkeit, Luftqualität der Außenluft sowie von Nutzung, Ausstattung und Gegebenheit vor Ort ab. Vernachlässigte Technik kann nicht nur zu hygienischen sowie bautechnischen Problemen, sondern auch zu Akzeptanzproblemen führen. Darüber hinaus hat eine ungenügend in Stand gehaltene, verschmutzte Anlagentechnik einen deutlich erhöhten Energiebedarf zur Folge.
Die Inspektion und Wartung an Raumlufttechnischen Anlagen (RLT) werden u.a. in der DIN 1946-6 definiert. Jede Verschmutzung in einem Luftkanal führt zu einem höheren Energieverbrauch und wird die Raumluftqualität beeinträchtigen. Verschmutzungen in Luftkanälen führen zwangsläufig zu einem höheren Reibungswiderstand und entsprechendem Druckabfall in der Lüftungsanlage. Bereits eine Abnahme der Luftwechselrate ab 10 % reicht aus, um ein gesundes Raumklima in ein nicht akzeptables Raumklima zu wandeln. Darüber hinaus bewirkt ein höhere Druckverlust nicht nur einen Leistungsabfall, sondern durch die Nachregelung einen höheren Energieverbrauch und somit höhere Kostenaufwendungen im Betrieb. Dieses gilt für alle raumlufttechnische Anlagen in Nichtwohngebäuden wie auch für Lüftungsanlagen in Wohngebäuden. Die Richtlinien-Reihe VDI 6022 beschreibt die hygienische Inspektionen und den Reinigungsbedarf in Nichtwohngebäuden (Bürogebäude, Mehrzweckbauten, Industriebauten, usw.). Besondere Anforderungen existieren in diesen Gebäuden vor allem auch aus Gründen des Brandschutzes, wie z.B. bei gewerblichen Küchen.
Prüfverfahren
Um zu überprüfen, ob die raumlufttechnische Anlage in ausreichendem Maße für ein gesundes und behagliches Innenraumklima sorgt, stehen mehrere Methoden zur Verfügung, die sich gegenseitig ergänzen: Zum einen die Bewertung der Raumluftqualität mit Hilfe von Messwerten. Zum anderen die visuelle Inspektion der Leitungen, um Verschmutzungen und Undichtigkeiten aufzuspüren.
Beurteilung der Raumluftqualität
Die Bewertung der Raumluftqualität erfolgt über die Betrachtung von Aspekten, die Auswirkungen auf das Wohlbefinden des Menschen haben. Das sind Temperatur, Luftfeuchte, CO- und CO2-Gehalt. Diese Werte können gemessen werden. Ein erhöhter CO2-Gehalt in der Raumluft wird bei den Bewohnern zu Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Kopfschmerzen führen. Die DIN EN 13779 gibt genaue Werte zum CO2-Gehalt vor, bei denen die Raumluftqualität als gut (bis 800 ppm), mittel (800 bis 1400 ppm) oder schlecht (über 1400 ppm) einzustufen ist. Geeignete Messgeräte (Bild 1) zeigen Temperatur-,Feuchte- und CO2-Werte an und nehmen idealerweise gleichzeitig eine Bewertung der Raumluftqualität gemäß VDI 6022 Teil 3 vor.
Luftverunreinigungen, Gerüche und die subjektive Wahrnehmung des Nutzers sind hier im Focus. Entscheidend ist zudem die tatsächliche Raumnutzung, wie (z.B. Büro, Wohnraum, Küche, Schlafraum, usw. Lüftungsanlagen dienen der Sicherstellung einer gleich bleibenden Raumluftqualität. In der VDI 6022 werden Hygienevorgaben an die Lüftungsanlage gestellt. Zum einen muss sie eine physiologisch günstige und hygienisch einwandfreie Innenraumluftqualität sicherstellen. Zum anderen darf von der raumlufttechnischen Anlage (RLT) keine gesundheitliche Gefährdung, Störung der thermischen Behaglichkeit oder Geruchsbelästigung ausgehen. Auch aus diesem Grund ist die Sauberkeit der Rohrleitungen von größter Bedeutung.
Damit eine Notwendigkeit zur Reinigung oder deren Erfolg nach einer Reinigung festgestellt werden kann, bietet sich eine Messung des Sauberkeitsgrades, d. h. der Besenreinheit nach VDI 6022 an. Sehr oft besteht hier der Wunsch einer Zwischenabnahme neu installierter Luftleitungen, bevor der Lüftungsanlagenbauer die Baustelle verlässt.
Die Anforderungen an die Sauberkeit raumlufttechnischer Anlagen werden national in der VDI-Richtlinie 6022 beschrieben. Dabei dient VDI 6022 Blatt 1.3 als Grundlage der Anlagenüberprüfung im Rahmen der Hygiene-Erstinspektion. Hier werden entsprechende Grenzwerte für die Staubkonzentration in g/m² als Beurteilungswert für den Reinigungserfolg benannt. Dazu ist ein komplettes Prüfset erhältlich, und zwar für ein Verfahren in Anlehnung an das normierte JADCA-Verfahren (Japanese Air Duct Cleaners Association). Bei diesem einfachen Verfahren werden mit einer Schablone mehrere Proben von einer Fläche von 100 cm² genommen und auf einer Waage ausgewogen. (Bild 2) Dieses Verfahren weicht lediglich bezüglich der Wägung vom Laborverfahren ab und wird als geeignet für die praktische Anwendung vor Ort und als ausreichend zur Beurteilung der Besenreinheit der RLT-Anlage in VDI 6022 Blatt 1.3 beschrieben. Der große Vorteil dabei ist, dass eine Aussage über den Sauberkeitsgrad direkt ohne Zeitverzug vor Ort getroffen werden kann.
Visuelle Inspektion können einen Überblick verschaffen. Wurden aufgrund schlechter Raumluftqualität und/oder beim oben beschriebenen Testverfahren Mängel an einer Anlage festgestellt, so ist die Anlage zunächst zu reinigen. Hierbei muss beachtet werden, dass Rohrleitungssysteme von Lüftungsanlagen, wie sie schematisch auf dem Bild (Bild 3) dargestellt sind, in der Regel aus einer Hauptleitung und verschiedenen Nebenleitungen bestehen. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, vor der Reinigung auf der Grundlage der visuellen Inspektion einen genauen Reinigungsplan aufzustellen. Dadurch können zeitraubende „Überraschungen“ wie nicht vorhersehbare Materialeigenschaften oder Querschnitte vermieden werden. Zu Beginn der Reinigung sollte die Lüftungsanlage also mit einer Inspektionskamera inspiziert werden. Nur durch eine genaue optische Inspektion lassen sich alle Abzweigungen, Bögen, Zwischendecken, etwaige Schadstellen usw. erkennen. So können im Vorfeld Mängel aufgezeigt und Reinigungsmöglichkeiten eruiert werden. Die Inspektion sollte nach der Reinigung wiederholt werden. (Bild 4) Dazu stehen heute digitale Videoinspektionssysteme zur Verfügung, die hochauflösende Bilder in HD-Qualität bieten. Dieses Bildmaterial ist auch zur Kundenakquise, Dokumentation oder für weitere Maßnahmen zu verwenden. Insbesondere kann dem Betreiber das tatsächliche „Innenleben“ seiner Lüftungsanlage, das mit bloßem Auge nicht erkennbar ist, zusätzlich aufgezeigt werden.